Johann Sebastian Bachs „Goldberg-Variationen“: Zeugnis barocker Lust an der kunstvollen Veränderung eines Themas, der Legende nach erprobtes Mittel gegen Schlaflosigkeit, damals wie heute Gegenstand meditativer Auseinandersetzung mit den labyrinthisch verschlungenen Pfaden des Lebens, vom großen Meister geschrieben für einen erst vierzehnjährigen Virtuosen namens Johann Gottlieb Goldberg – und nicht zuletzt: eines der bekanntesten Werke für Cembalo. Zudem hat der Zyklus eine ganze Reihe von Musikerinnen und Musikern zur eigenen Bearbeitung inspiriert. Mit der Transkription von Claas Harders und Silke Strauf liegt nun auch erstmals eine für zwei Gamben eingerichtete Fassung der Goldberg-Variationen vor. Die Gambe, von Bach immer wieder solistisch verwendet, bietet vielfältige Möglichkeiten, die polyphone Mehrstimmigkeit der Variationen zum Ausdruck zu bringen. Auch durch ihre Fähigkeit zur melodiösen Gestaltung einzelner Stimmen erscheint der Zyklus in einem neuen und faszinierenden Licht. Und wer die Eigenart des Tasteninstruments allzu sehr vermisst, dem eilt das Imaginationsvermögen zu Hilfe, das nach Carl Philipp Emanuel Bach (Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen, 1753) der Flüchtigkeit nicht nur des Cembalotons entgegenzuwirken vermag: „Es kommen überhaupt bey der Musick viele Dinge vor, welche man sich einbilden muß, ohne daß man sie würklich höret. [...] Verständige Zuhörer ersetzen diesen Verlust durch ihre Vorstellungs-Kraft.“



Pressestimmen & Reaktionen:



Bachs berühmtes Schlaflied - bearbeitet für Viola da gamba. Man staunt, und fragt sich: Dürfen die das? Die Antwort ist einfach. Denn zu Bachs Zeiten war es durchaus üblich, Werke auf den verschiedensten Instrumenten zu spielen, zu bearbeiten, und dafür - Affektenlehre hin, Tonarten her - notfalls auch zu transponieren.  Die nächste und viel wichtigere Frage lautet also: Können die das?! Die Antwort lautet - und das schon nach ein paar Takten: Ganz eindeutig - ja! Silke Strauf und Claas Harders sind - hörbar - Barockspezialisten, die sich ganz der Viola da gamba verschrieben haben. Sie haben sich das Ziel gesetzt, Bachs Musik mit möglichst wenig Eingriffen in den Notentext für zwei Gamben spielbar zu machen. Dabei übernimmt grundsätzlich jeder Solist die Partie einer Hand; wo es erforderlich ist, werden aber mitunter auch Töne der anderen Stimme mit übernommen. Das ist insbesondere bei den drei- und vierstimmigen Variationen mitunter unausweichlich. Und auch der Tonumfang der Viola da Gamba erzwingt bestimmte Anpassungen. Strauf und Harders nutzen zudem gewisse spieltechnische Eigenheiten der Gambe. So entsteht eine vollgültige Gamben-Version der Goldberg-Variationen - und sie ist, zugegeben, auch klanglich sehr attraktiv. Denn die Instrumente haben durchaus ihre Stärken, und diese Besetzung erweist sich als interessante Alternative zum Cembalo. Eine spannende CD - und schon nach wenigen Takten ist ebenfalls klar: Einschlafen wird der Zuhörer bei dieser Musik garantiert nicht.

(ich-habe-gehoert.blogspot.com/2010/06/bach-goldberg-variationen-raumklang.html)




   Potsdamer Neueste Nachrichten,
   26.5.2010


























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